Kein Zitronenfalter ohne Faulbaum
(von Simone und John Vögtlin)
In Deutschland gibt es etwa 3.700 Schmetterlingsarten. Die meisten davon fallen uns Menschen gar nicht auf, denn sie sind vor allem in der Dämmerung und nachts unterwegs. Nachtfalter machen etwa 80 Prozent der deutschen Schmetterlingsarten aus.
Wenn man Schmetterlinge von Blüte zu Blüte gaukeln sieht, könnte man den Eindruck gewinnen, dass genügend Nahrung für sie alle vorhanden ist.
Viele Schmetterlingsarten kommen jedoch nur auf extensiv gepflegten Magerwiesen vor. Diese spezielle, artenreiche Wiese, die nur ein bis zweimal im Jahr gemäht und nicht gedüngt wird, ist in Deutschland kaum noch zu finden, und dadurch schwindet die Artenvielfalt. Doch Schmetterlinge schätzen – wie all die anderen nützlichen Insekten – auch Blaukissen, Sommerflieder, Lavendel, Verbene, Eisenkraut, Gold-Akelei, Fette Henne, Herbstaster oder Majoran. Artenreichtum ist für alle Insekten überlebenswichtig. Schmetterlinge ernähren sich überwiegend von Nektar. Besonders wichtig sind für sie heimische Sträucher und Bäume, denn sie bieten neben Nahrung auch einen Rastplatz sowie Schutz vor Regen, Kälte und Wind. Neben Nektar naschen viele Schmetterlinge auch an anderen süßen Flüssigkeiten wie etwa Pflanzensäften, Honigtau von Läusen oder dem Saft von faulendem Obst. An heißen Sommertagen kann man häufig viele Schmetterlinge dabei beobachten, wie sie Wasser aus kleinen Pfützen trinken. Sie tun dies, um Mineralsalze aufzunehmen. Einige wenige Arten, wie der Große Schillerfalter oder der Große Eisvogel, ernähren sich ganz oder teilweise von Tierexkrementen, Urin, Schweiß und Tränenflüssigkeit.
Umgekehrt sind auch viele Pflanzen auf Schmetterlinge angewiesen, weil nur sie die speziell geformten Blüten bestäuben können. Viele Falter sind durch ihre Rüssellänge sogar extra an spezielle Pflanzen angepasst. Einige Pflanzen, zum Beispiel die Kuckucks-Lichtnelke, mit tiefen Blütenkelchen können nur von Schmetterlingen bestäubt werden.
Bevor wir sie als Schmetterlinge bewundern, haben die Tiere bereits eine komplizierte Entwicklung vom Ei übers Raupen- und Puppenstadium hinter sich. Nach dieser Metamorphose leben die meisten Schmetterlinge nur noch ein paar Wochen. Sie sterben, wenn es im Herbst allmählich kälter wird.
Einige wenige Arten überleben als Falter den Winter. Zu ihnen gehören der Kleine Fuchs, das Tagpfauenauge oder der Zitronenfalter. Der Zitronenfalter ist der Überlebenskünstler unter den Faltern. Er hat eine Art Frostschutzmittel im Blut und kann bis zu minus 20 Grad überstehen. Er wird ca. 11 Monate alt und ist damit unser langlebigster Falter.
Bei manchen Schmetterlingsarten sind die Raupen nicht auf bestimmte Futterpflanzen angewiesen. Fällt eine Futterpflanze aus, fressen sie einfach eine andere. Jedoch sind die Raupen vieler Schmetterlingsarten auf bestimmte Futterpflanzen spezialisiert. Fällt diese spezielle Futterpflanze weg, kann sich die Schmetterlingsart nicht mehr fortpflanzen und stirbt aus.
Zu den spezialisierten Arten gehören das Tagpfauenauge, deren Raupe sich ausschließlich von Brennnesseln ernährt, und der Zitronenfalter, dessen Raupe auf den Faulbaum spezialisiert ist.
Nicht nur Vögel wandern im Herbst in wärmere Gefilde, auch Schmetterlingsarten wie Admiral und Distelfalter begeben sich nach Süden. Distelfalter legen auf der Wanderschaft über 4000 km zurück. Sie starten zu Beginn der Regenzeit in West-Afrika und kommen im Frühsommer in Nord-Europa an. Nach wenigen Wochen treten sie den Rückweg an und überwintern schließlich wieder in Afrika.
Taubenschwänzchen kommen etwa ab Mai/Juni in großer Zahl aus Südeuropa oder Nordafrika zu uns. Sie legen dabei 2000 – 3000 km zurück, wofür sie etwa zwei bis drei Wochen benötigen.
Die am höchsten fliegenden Schmetterlinge könnten Kleine Füchse mit einer erwiesenen Höhe von 5791 Meter sein.
Quellen: Deutsche Wildtierstiftung, BUND