Anfang 2017 haben Simone und John Vögtlin die Kontrolle und Pflege der Nistkästen der Natur- & Heimatfreunde Weyer in der Gemarkung Weyer übernommen. Jeweils zum Jahresanfang führen sie die Kontrollen der 52 Nistkästen durch, natürlich inklusive Säuberung und Reparatur. Immer wieder müssen einzelne Nistkästen komplett ersetzt werden.
Bericht von der Arbeit im Jahr 2017:
Bei den Kontrollgängen Anfang Februar fanden wir von den 52 Nistkästen 25 belegt vor, die gereinigt wurden. 18 Nistkästen waren leer, wobei hiervon alle Nisthilfen für Halbhöhlenbrüter unbelegt geblieben sind. Ein Teil der Nisthilfen ist bereits recht alt und musste entsprechend repariert werden; 9 Nisthilfen wurden aufgrund ihres Zustandes vollständig ersetzt und „in Serie“ nachgebaut. Der Hornissenkasten am Lehrpfad war scheinbar bereits vor längerer Zeit verlassen; die Reste wurden ausgeräumt.
Wir stellen fest, dass in Weyer Vögel zu beobachten sind, die man nur noch selten sieht. Neben vielen Meisenarten finden sich Gimpel, Grün-, Schwarz- und Buntspecht, und an unserem Winterfutterplatz fand sich ein Wintergoldhähnchen ein.
Auch auf selten gewordene Insekten treffen wir. Zuletzt hatte sich eine Holzbiene in unsere Scheune verirrt, eine der größten europäischen Wildbienen, die einer Hummel ähnlich sieht.
Bericht von der Arbeit im Jahr 2019:
Die Nistkästen-AG hat Anfang 2019 wieder die Nistkästen geräumt und gesäubert. Die Kästen für die Halbhöhlen-Brüter sind auch 2018 wieder ausnahmslos nicht angenommen worden, die für die Höhlenbrüter waren zu ca. 60 % belegt.
Häufig sind Nisthilfen, die es zu kaufen gibt, imprägniert und damit giftig für die Tiere. Es gibt vielerlei Anleitungen, Nisthilfen und Schlafquartiere für Nützlinge selbst zu bauen. Was einen guten Nistkasten ausmacht:
Die Grundfläche misst mindestens 12 x 12 cm. Das Einflugloch liegt 17 cm über dem Nistkastenboden, damit Katzen und Marder nicht mit ihren Pfoten nach Eiern und Jungvögeln greifen können. Auch ein tiefer Dachüberstand erschwert Feinden den Zugriff auf das Einflugloch. Aus dem gleichen Grund verzichtet man beim Bau eines Nistkastens besser auf eine Ansitzstange.
Das Einflugloch zeigt nach Osten oder Südosten. Diese Seiten liegen geschützt vor Wind, Regen und voller Sonne. Der Kasten hängt 2 bis 3m über dem Boden und ist festmontiert, z. B. am Stamm eines Baumes oder der Hauswand. Die Vögel haben freie Flugbahn zum Eingangsloch ohne Hindernisse oder Gefahren. Der nächste Nistkasten befindet sich mindestens 10 m entfernt. Nur Sperlinge, Stare und Schwalben brüten gerne in Gesellschaft. Alle anderen gehen lieber auf Abstand zu Artgenossen.
Der Kasten bleibt auch im Winter hängen. Denn nicht nur Vögel wohnen gerne im Nistkasten. Siebenschläfer, Baummarder oder Haselmaus verschlafen darin den Winter, Schmetterlinge übernachten darin. Manchmal ziehen auch Eichhörnchen oder Fledermäuse ein, außerdem Wespen, Hornissen und Wildbienen. Meist stören sich gefiederte und andere Mieter gegenseitig nicht. Entweder belegen sie den Kasten ohnehin zu unterschiedlichen Jahreszeiten oder wohnen zusammen darin.
Wimmelt es allerdings vor Ungeziefer, das den Vogelkindern gefährlich werden könnte, hält das die Eltern vom Nestbau ab. Deshalb werden die Nester jährlich nach der Brutsaison entfernt und die Nistkästen ausgefegt. Mehr ist nicht nötig, um Milben, Flöhe, Zecken und Federlinge in Schach zu halten. Seife und andere Putzmittel wären sogar schädlich.
Es verändert sich das Bild des Dorfes. Ziergärten werden sachlicher und damit oft auch steriler angelegt. Nutzgärten innerhalb der Dorfes und am Dorfrand werden nicht mehr bewirtschaftet, z. T. über lange Zeit mit Folie abgedeckt oder bebaut. Natürliche und naturnahe Refugien für Mensch und Tier verringern sich. Wer unseren gefiederten Freunden unter die Flügel greifen möchte, kann einiges tun:
Dichte Hecken bieten Schutz und Nahrung. Dornen tragende Gehölze werden als Lebensraum besonders gerne genutzt. Kletterpflanzen dienen als Lebensraum in Minigärten. Totholzhaufen werden von Bodenbrütern wie Zaunkönig und Rotkehlchen gerne angenommen. Komposthaufen beherbergen unzählige Kleintiere, für die sich auch die Vögel interessieren. Ein Vogelbad dient zum Löschen des Durstes und zur Gefiederpflege.
Vögel, Schmetterlinge, Igel, Wildbienen und andere nützliche Tiere sind auf tierfreundliche Gärten angewiesen. Deshalb sollte nicht unterschätzt werden, wie wertvoll eine naturnahe Gestaltung der Gärten ist. Wenn auch noch so klein, bietet der Garten so Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren und trägt damit zur Vielfalt der Arten bei. Besonders wenn dies viele Gartenbesitzer tun und damit unsere Gärten zusammen für unsere Mitgeschöpfe ein größeres Netzwerk bilden. Eine Gartenecke, wo Beifuß, Ampfer und Klette wachsen dürfen, oder ein Vogelfutter-Beet mit Sonnenblume, Amaranth, Gartenmelde, Mohn, Lein, Hirse und Buchweizen ist für die Vögel ein Schlaraffenland und für die Menschen ein kleines Paradies.
(Quelle: Kraut & Rüben 2/2016)
Bericht von der Arbeit im Jahr 2020:
Im Januar 2020 führten Simone und John Vögtlin das Reinigen und Überprüfen der Nistkästen der Natur- & Heimatfreunde Weyer durch. Erfreulicherweise konnten sie in rund 60 % der Nistkästen für Höhlenbrüter Nester mit Eierschalenresten finden, d.h. hier konnten sich Singvögel erfolgreich fortpflanzen. Ca. 15 % der Nistkästen wiesen vorzeitig verlassene Nester bzw. verendete Jungvögel auf. Die restlichen waren unbelegt oder wurden von anderen Bewohnern wie Mäusen oder Insekten genutzt. Einige Nistkästen waren schon etwas in die Jahre gekommen und mussten einer Reparatur unterzogen werden. Defekte Dächer oder Bodenplatten wurden hierbei erneuert. Anschließend wurden sie wieder aufgehängt, um neue Gäste zu empfangen.
Werden Gelege von den Vogeleltern aufgegeben, kann dies ein Zeichen für Futtermangel sein. Trotz zahlreicher Hecken- und Baumbestände in und um Weyer können wir alle noch etwas mehr für unsere kleinen Freunde tun: naturnahe Gärten anlegen und auch dort schadstofffreie Vogelnistkästen und Insektenhotels aufstellen. Im Internet finden sich Bauanleitungen und Hinweise über die richtige Platzierung im Garten. Der Ornithologe Prof. Berthold empfiehlt darüber hinaus eine ganzjährige Fütterung der Singvögel.
Zum Abschluss noch eine schöne Entdeckung: seit Mai können wir uns in Weyer über das Auftauchen von Nachtigall und Kuckuck freuen.
Bericht von der Arbeit im Jahr 2021:
Dieses Jahr mussten wir bei der alljährlichen Reinigung der Nistkästen im Januar feststellen, dass nahezu alle Höhlenbrüter-Nistkästen zwar belegt, jedoch bis auf 3 Gelege nicht ausgebrütet waren. Die Eier fanden sich unter dem Nest. Teilweise schienen die Kästen regelrecht auseinandergerissen. Wir nahmen daraufhin Kontakt auf mit dem Kreisbeauftragten für Vogelschutz Limburg-Weilburg, Herrn Herbert Friedrich. Herr Friedrich konnte die Ursache schnell klären. Liegen die Eier unausgebrütet im Nest obenauf, ist meist eine Viruserkrankung die Ursache, die bei den Meisen besonders im letzten Jahr im gesamten Kreis umging. Liegen die Eier unausgebrütet unter dem Nest, waren Waschbär oder Baummarder am Werk. Diese Tiere greifen durch das Einflugloch nach dem brütenden Vogel und heben dabei das Nest mit an. Die Eier kullern herunter, das Nest fällt in die Ausgangsposition zurück und bedeckt die Eier. Dabei entsteht genau das Bild, das wir in Weyer vorgefunden haben.
Fazit: Mit den Nistkästen in der bestehenden Form ist für Waschbär und Baummarder sozusagen das Buffet eröffnet; einmal erfolgreich werden diese Tiere in den Nistkästen immer wieder nach Nahrung suchen. Die älteren, kleineren Nistkästen halten den Waschbär-Übergriffen nicht stand.
Wir mussten also sukzessive die Nistkästen ersetzen bzw. Waschbär sicher umbauen. Lt. Herrn Friedrich und unseren Recherchen gibt es folgende Möglichkeiten: Kästen mit großem Innenraum (Nest ist zu weit vom Einflugloch entfernt, als dass Nesträuber es erreichen können) oder ein Vorbau oder Drahtkörbchen vor dem Einflugloch (Winkel verändert sich, so dass Nesträuber ebenfalls nicht zum Nest gelangen können). Wir haben, um schnell Abhilfe zu schaffen, die unsichersten Nistkästen entfernt. Die bereits erneuerten, größeren und geschraubten Nistkästen haben wir auf der Innenseite unter dem Einflugloch mit einem Holz so ergänzt, dass es Waschbär und Baummarder unmöglich sein sollte, darum herum nach dem brütenden Vogel zu greifen (also die „ungünstiger-Winkel-Lösung“). Jetzt wollen wir die Effekte dieser Umrüstung abwarten. Sollten die umgerüsteten Nistkästen angenommen werden und die Nester ausgebrütet sein, werden wir bei der nächsten Nestreinigungsrunde weitere Nistkästen in gleicher Weise umbauen.
Laut Hessischer Jagdverordnung darf u. a. der Jungwaschbär seit 25.02.2020 wieder ganzjährig bejagt werden. Zuvor durfte er vom 1. März bis zum 31. Juli nicht bejagt werden. Aber gerade in dieser Zeit sind die Kleinbären besonders aktiv, plündern Gelege von bodenbrütenden Arten wie dem Rebhuhn, erbeuten den Nachwuchs von Feldhamstern, Kaninchen und Hasen , dezimieren Amphibien oder besetzen die Horste von Uhu und Schwarzstorch.
Wir möchten noch kurz auf ein anderes Thema zu sprechen kommen. Eine Weyerin hat uns auf ihre Beobachtungen aufmerksam gemacht und wir haben es später selbst gesehen:
An den Leimringen um die Apfelbäume um Weyer kleben nicht nur Frostspanner und andere Insekten, sondern auch Meisen, Fledermäuse und Federn größerer Vögel. Die Tiere sind offensichtlich beim Versuch, sich einen Leckerbissen zu holen, selbst Opfer der Leimringe geworden.
Zum Schutz von Fledermäusen und Vögeln bittet der NABU daher darum, auf das Anbringen von Leimringen während der Vogelbrut- und Fledermaussaison – also von April bis Oktober – zu verzichten und über den Winter angebrachte Leimringe auf jeden Fall bis spätestens April zu entfernen.